Ringelnatter
Natrix natrix natrix (Linnaeus, 1758) und Natrix natrix helvetica (Lacépède, 1789)
Die Ringelnatter besiedelt die Schweiz in zwei Unterarten. Nur im Nordosten lebt die Nominatform, Natrix natrix natrix. Die übrigen Gebiete werden von der Barrenringelnatter, Natrix natrix helvetica, bewohnt.
Die Ringelnatter ist eine gute Schwimmerin, die bei Gefahr meist ins Wasser flüchtet und abtaucht. Sie ist nicht sehr standorttreu. Es gibt zwar in den Lebensräumen Stellen, wo Tiere gehäuft auftreten, aber einzelne Individuen werden nur selten über längere Zeit an derselben Stelle beobachtet.
Anfang April verlassen die Schlangen ihre Überwinterungsplätze. Die Paarung findet im Mai statt. Oft finden sich dabei an günstigen Plätzen mehrere Tiere zusammen. Die Eier werden im Juli in Komposthaufen, Misthaufen oder anderen vermodernden, feuchten und sich gut erwärmenden Stellen abgelegt. Je nach Grösse der Weibchen beträgt die Eizahl 10 bis 30, im Extremfall bis 50. Die Jungtiere schlüpfen gegen Ende August und sind zu diesem Zeitpunkt ca. 20 cm lang. Etwa Mitte Oktober ziehen sich die Ringelnattern in ihre Überwinterungsplätze zurück.
Abgesehen von den Hochalpen und Teilen des Juras besiedelt die Ringelnatter die gesamte Schweiz bis auf Höhen von 2'000 m ü.M.
Ihre ökologischen Ansprüche, vor allem die Nahrung, binden die Ringelnatter recht stark an Feuchtgebiete. Sie war im ursprünglich sumpfreichen Mittelland die häufigste Schlangenart. Durch jahrhundertelange Melioration sind ihre ehemals ausgedehnten Lebensräume auf Reste zusammengeschrumpft, so dass grössere Bestände heute selten sind. Lebensraumzerstörung findet auch heute noch durch Landgewinnung, Strassen- und Siedlungsbau statt.
Schutzempfehlungen
- Schutz aller noch vorhandenen Feuchtgebiete
- Pflege- und Gestaltungspläne für bestehende Flächen
- Naturschutz als Endnutzung für aktuelle und zukünftige Abbaugebiete
- Förderung der Vernetzung bestehender Vorkommen
- Anlage von Pufferzonen entlang von Fliessgewässern und Feuchtgebieten
- Renaturierung kanalisierter Fliessgewässer und ehemaliger Auen
- Neuanlage von Feuchtgebieten
- Kontrolle der Verbuschung
- Anlage von Amphibiengewässern
- Schaffung einer vielfältigen Geländestruktur durch Stein- und Holzhaufen
- Abgeschnittene Büsche an geeigneter Stelle deponieren (Eiablageplätze)
- Naturnahe Ufergestaltung, keine kompakten Verbauungen
- Pflegeeinsätze im Winter ausführen
- Reduktion von landwirtschaftlichen Chemieeinsätzen
In der Wahl der Lebensräume ist sie flexibel. Unabdingbare Lebensgrundlagen sind Nahrung, Deckung, Schlupfwinkel, Eiablage- und Überwinterungsplätze. Diese Bedingungen finden sich in Flachmooren, an naturnahen Weihern und Seeufern, entlang von Flüssen, in Auen, sowie in Kies- und Tongruben. In günstigen Gebieten werden auch Waldlichtungen und -säume besiedelt.
In den Alpen leben Ringelnattern zudem an Bergbächen und in Schutthalden. Die stärksten Vorkommen finden sich entlang grösserer Flüsse, an Seen, grossen Weihern und in ausgedehnten Feuchtgebieten. In der Umgebung dieser Kernzonen werden auch kleinere Feuchtgebiete und neu entstandene Habitate wie Kiesgruben besiedelt, die isoliert oft keine überlebensfähige Population aufnehmen könnten.
Portrait einer Ringelnatter (Barrenringelnatter)
Juvenile Ringelnatter
Eine Ringelnatter sonnt sich in einem Feuchtgebiet an einem geschützten Platz
Die typischen Lebensräume der Ringelnatter sind Feuchtgebiete aller Art: Seen, Teiche und Fliessgewässer, welche am Ufer geeignete Versteck- und Eiablageplätze bieten
Steckbrief
- Gestalt eher plump
- Kopf gross, deutlich vom Hals abgesetzt
- Grundfarbe hell- bis dunkelgrau, braun oder beige, manchmal grünlich
- Flanken mit deutlicher, schwarzer Barrenzeichnung (bei Nominatform N. natrix natrix fehlend oder undeutlich vorhanden)
- Auge gross
- Kopfschilder gross
- eine Schuppenreihe zwischen Auge und Mundspalte
- Im Nacken weissliches oder gelbliches Fleckenpaar, welches hinten durch ein schwarzes Fleckenpaar eingefasst ist (oft auch nur ein schwarzes Fleckenpaar vorhanden)
- helle Oberlippenschilder hinten mit deutlichem schwarzem Rand
- Verwechslungsarten: Vipernatter, Würfelnatter, Äskulapnatter
- Status Rote Liste: verletzlich (VU) (Zur Roten Liste)
- Beobachtung melden
Weiterführende Informationen
- Bestimmungshilfe: Faden- und Teichmolch-Weibchen, Braunfrösche, Wasser- oder Grünfrösche, Eidechsen, Schlingnatter und Kreuzotter, Ringelnatter-Unterarten. Rundbrief zur Herpetofauna von Nordrhein-Westfalen Nr. 28 (2005). Bearbeitet von Martin Schlüpmann.